Die koreanische Hochzeitstruhe

Deutschland 2008, 35mm, Farbe Dolby SR, 82min

„Als ich im Herbst 2007 eine koreanische Email öffnete, ahnte ich nicht, dass ich nur wenig später eine gut gefüllte Wunderbox öffnen würde, deren inspirierender Inhalt zu einem Film wurde: DIE KOREANISCHE HOCHZEITSTRUHE. Obwohl diese, nach alten Regeln sorgfältig gepackte, verpackte und verschnürte Holztruhe der Tradition folgt, oder gerade deshalb, gewährt sie erstaunliche Ein- und Ausblicke auf die moderne koreanische Gesellschaft. Sie brachte mich dazu, die alten und neuen Rituale etwas genauer anzusehen, um herauszufinden, was im Alten Neu und im Neuen Alt ist. Ein modernes Märchen über das erstaunliche Phänomen der überall neu entstehenden Mega-Cities und ihre widersprüchlichen Gesellschaften im Spagat. Bon voyage in die Gegenwart!“

Ulrike Ottinger

In Südkorea ist die Hochzeitstruhe, eine massive Kiste aus Holz, gefüllt mit festlichen Stoffen, silbernen Löffeln, einem geschmückten Gürtel oder Bohnen mit Zauberkräften, Teil der Rituale rund um die Eheschließung. Eingebettet in einen erfundenen Mythos von der Menschwerdung und Liebe zweier Ginsengwurzeln begleitet Ulrike Ottinger die erstaunlichen und hochkomplexen Vorbereitungen einer modernen koreanischen Hochzeit in Seoul.

In „Die koreanische Hochzeitstruhe“ breitet Ulrike Ottinger eine farbenprächtige, exotisch erscheinende Welt aus. Sie nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch die winterliche Stadt und führt ihn an Orte und in Situationen, wo traditionelle Bräuche und Riten auf moderne Lebenseinstellungen und Geschäftsmodelle treffen und sich verschränken. Schöne Kleider, faszinierende Rituale, perfekt inszenierte Momente gehören dazu. Dennoch wertet Ottinger das Beobachtete nicht: „Ich kam eines Tages in Seoul an und habe mir alles angesehen, bin umhergefahren und -gelaufen und habe vor allem geschaut. Und genau so habe ich auch gedreht. Ich habe mit der Kamera Dinge gesammelt, die mir auffielen.“ Entstanden ist ein modernes ethnografisches Märchen, eine Schatzkiste der Eindrücke und Stimmungen.

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Trailer
Fotos zum Film
Besetzung/Stab

Schamanin

Kim KeumHwa

Trommelnder Mönch

Boseong

Herstellerin traditioneller Hochzeitskleidung

Kim Minja

Bote des Bräutigams

Ahn Baekseung

Braut

Yun Minkyung

Bräutigam

Yoo Heejong

Mutter der Braut

Lee Hyaekyoung

Vater der Braut

Yang Gilseung

Haar Designerin der Braut

Lee Sun

Hersteller koreanischer Medizin

Dr. Lee Daekyu

Paar im „Rembrandt Studio“

Lee Hyelim und Kwon Jongmoon

Wir danken allen Mitwirkenden insbesondere

dem Abt und den Mönchen des Hwagesa Tempels
dem traditionell koreanischen Hochzeitsladen, Seonjayeun
dem Haus der Höchsten Schamanin
Kim KeumHwa – der Strasse der Drucker,
Chungmuro – der Strasse der Hochzeitsläden,
Ahyundong – dem Kyung-dong Medizin-Markt
dem N Seoul Tower
der Seoul Station
der HyoSeong Apotheke
dem Kim Chungkyung – Hairface Beauty-Salon
dem Sungdong Hochzeitspalast
der Kahoedong Street
dem Tempel des Won Buddhismus
und Hyun Kyunglim für die Familienfotografien

UND DEN KINDERN
Bae Seoyoung, Kwon Jimin, Park Chaerin, Park Hyorin, Jo Haneul, Jo Harang

DEN KYUNGDONG MEDIZIN-MARKT VERKÄUFERN
Park Junggil, Shin Nanhyun, Kim Chunhwa, Lee Hyunsik u.v.a.

Buch und Regie

Ulrike Ottinger
   

STAB SEOUL

 

Produktionsleitung

Lim Sungmin

Aufnahmeleitung

Ahn Baekseung

Regieassistenz

Ko Heesub

Produktionsassistenz

Kim Namhee

Kamera

Ulrike Ottinger und Lee Sunyoung

Kamera-/Lichtassistenz

Lee Sungjung
Jung Sungmin
Choi Siyoung

Rohschnitt

Yang Jinmo

Ton

Lee Wonduk

Musik

Kim Soyoung

„Guiso“ composed by

Kim Youngdong

Kameraverleih

MEIDACT

Executive Producer

Lee Hyaekyung

Co-Executive Producer

Byun Jairan

Ten Ten Executive Producer

Hyun Kyunglim

Ten Ten Associate Producer

Lim Sungmin

Funding & Sponsors

Seoul Metropolitan Government
Seoul Film Commission
Gyeonggi Digital Contents Agency
Goethe Institut Korea
MEIDACT
Dreamville Entertainment
Koil Corporation

 

 

POSTPRODUKTION BERLIN

 

Erzählerin

Ulrike Ottinger

Produktion

Ulrike Ottinger

Produktionskoordination

Brigitte Schmidt

Produktionsassistenz

Silja Lex

Schnitt

Bettina Blickwede

Tonmischung

Theo Schulte

Farbkorrektur

Stefan Engelkamp

Postproduktion

Concept AV

Titel und digitaler Filmtransfer

TrickWILK
KOPIERWERK
Cine Postproduction
Atlantik Film Hamburg

 

 

Dank an

Musikethnologische Abteilung des Museums Dahlem, SMB
Sammlung Wolff
Christine Noll Brinckmann
Laurence A. Rickels
Katharina Sykora
Koo Soon-E
Location Manager Kim Mihye (Seoul Film Commission)
Kim Hyunsuk
Lee Soonae
Jeon Youngnyeo (Keumhwa Dang)
Yang Sungduk (Eun Dong Culture Center)
Goethe Institut Korea (Kim Hyeonjung)
Gyeonggi Digital Contents Agency
MEDIACT (Kim Byeongsu)
Dae Wang Print Shop

 

 

Eine Ulrike Ottinger Filmproduktion in Kooperation mit IWFFIS

Der Film DIE KOREANISCHE HOCHZEITSTRUHE ist mit Unterstützung von TEN TEN, anlässlich des 10.Geburtstages von IWFFIS, International Women‘s Film Festival in Seoul produziert worden.

 

Pressestimmen

‘The Korean Wedding Chest’: Ulrike Ottinger in top artistic form. Betsy Sharkey, The Los Angeles Times, October 1, 2009
For Ulrike Ottinger, film is a canvas and the acclaimed German documentarian is as much artist as filmmaker. And so it is again with "The Korean Wedding Chest," screening Monday night at REDCAT. It opens on a snowy day, a car driving through a tunnel deep inside the belly of a mountain, as the narrator tells the story of the Ginseng man and woman, transformed into humans and given this advice: Live among them and you will understand them. They are words Ottinger took to heart, capturing the collision of ancient tradition and modern culture on the subject of love and marriage in Korea in a film that echoes the beauty, precision and care of the rituals she examines. It is a rare chance to see the stunning, quiet work of Ottinger, whose films tell us only what we need to know. Nothing more, nothing less.

Tenderly observed personal documentary on Korean wedding customs. Peter Brunette, Hollywood Reporter, 12.02.2009
Centered on the uneasy but fascinating marriage between old and new wedding customs, the film is by turns revealing and hilarious. [...] Happily, it's all presented in a straightforward manner with no explanatory voiceover other than a lovely myth, written by Ottinger herself, which bookends the film. Near the beginning of the film we are treated to an explanation by a wedding chest maker of exactly what the chest contains, as she lovingly packs and unpacks it before our amazed eyes. It's exactly the method of Ottinger's delicately observed film.

Jenseits des Pauschalen. Carsten Tritt, Schnitt, Oktober 2009
[...] Es gelingt es Ottinger mit ihren Aufnahmen, den Zuschauer ins Erstaunen zu versetzen und dies sogar fernab von jedem vordergründigen Spektakel. Es ist ihr vielmehr präziser, ruhiger Blick für das Wesen der Dinge, der über die gesamte Filmlaufzeit fasziniert und fesselt. [...] Ottingers Werk ist eine Reise jenseits des Pauschalen, die selbst in solchermaßen Bekanntem noch das Entdecken ermöglicht.[...] Besonders erfreulich ist, daß ihr Film nicht nur seine Runde durch diverse Festivals machte, um hiernach, wie viele ähnlich den Mainstream ignorierende Arbeiten, wieder im Keller der Produktionsfirma zu verschwinden, sondern daß diesem feinen Meisterwerk tatsächlich ein, wenn auch kleiner, Verleihstart vergönnt ist, und daher ist dringend anzumahnen, daß es, sollte es tatsächlich eine Gelegenheit geben, diesen Film in einem nahen Kino zu sehen, eine Schande wäre, diesen Genuß zu verpassen.

Knoten im Gepäck ziehen böse Geister an. RITUAL UND GELÄCHTER. Claudia Lenssen, taz 01.10.2009
[...] Die östlichen Kulturen haben es Ulrike Ottinger angetan. Unter den rund 20 Filmen der Fotografin, Grafikerin, Film- und Opernregisseurin sind einige, die den visuellen Reichtum asiatischer Alltagskulturen, die Vielfalt exotischer Farben und Formen und nicht zuletzt die Rituale beschwören, die der mythische Urgrund dieser Traditionen sind. [...] Ulrike Ottinger schaut hin und lässt sich die Dinge und ihre Magie beschreiben. In eine koreanische Hochzeitstruhe gehören kleine, sorgfältig ausgewählte, in farbige Tücher gewickelte Objekte, zum Beispiel Nahrungsmittel, die für das künftige Glück (das heißt traditionell: Kindersegen, Wohlstand und Gesundheit) stehen. Man sieht einer kundigen Bewahrerin der Sitte in ihrem alten Geschäft beim Packen zu und folgt ihrem Boten, der die Kiste in einem kompliziert gewundenen Haltegurt zum Haus der Braut trägt, denn Knoten im Gepäck könnten böse Geister auf den Plan rufen. Alle Strenge des tradierten Rituals fällt ab, wenn man den Feiern in einem der großen Hotels in Seoul beiwohnt. Vor der Kamera lösen sich die Rituale immer wieder in Gelächter auf. Längst nicht mehr alle Gäste haben die Gänge, die Kopfbewegungen, die Spiele ums symbolträchtige Verspeisen von Trockenobst präsent. Doch in Ulrike Ottingers Fundstücken koreanischer Glückszeremonien teilt sich der Spaß am "Alten im Neuen" unmittelbar mit.

Fest mit Marionetten. Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, 08.10.2009
[...] Eine Love-Story von Ulrike Ottinger, und die vielfältigen Beobachtungen, die diese glaneuse, diese Kinosammlerin in Korea machte, sind aufgefädelt an der mythischen Geschichte von zwei Wurzelwesen, Ginsengmann und -frau [...] Ein wunderbares Zusammenspiel, wie im asiatischen Theater, die Marionetten und neben ihnen, sichtbar, aber "übersehen", jene, die die Fäden führen. Illusion, in der keiner sich täuscht.

Die koreanische Hochzeitstruhe, Jan Gympel, Tagesspiegel, 1.10.2009
Wie schon in „China. Die Künste – Der Alltag“ oder „Taiga“ blickt Ulrike Ottinger auf das Leben in Asien, und zwar ebenso aufmerksam wie unaufgeregt: Einen gesprochenen Kommentar gibt es nicht, lediglich ein kurzes Märchen wird aus dem Off erzählt, intensiv beobachtet die Kamera das Geschehen. Es beginnt bei einer Schamanin und bewegt sich dann in Bereiche, die als „modern“ bezeichnet werden. Die gezeigte Hochzeitsfeier ist eine für abendländische Augen recht bizarr anmutende Mixtur aus koreanischem Brauchtum und westlich geprägten Sitten, mit viel High Tech und High Kitsch. So bietet dieser Film nicht nur einen interessanten Einblick in eine fremde Kultur, sondern zeigt vor allem den Spagat der südkoreanischen Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne.

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